Lost Place-Tour in Kiedrich im Rheingau

Seit langem wollte ich einmal das ehemalige Firmen-Gelände der Ploenzke-Unternehmensberatung in Kiedrich ansehen. Es ist ein Firmenkomplex, der auf dem Berg oberhalb Kiedrichs im Rheingau steht und seit Jahren verlassen ist.

Heute wandere ich daher eine selbst zusammengestellte Tour, die teilweise dem Rheinsteig folgt, teilweise auf dem Höhenzug über Kiedrich verläuft und dann zurück seitlich des Kiedricher Baches in den Weinbergen endet.

Sie führt mich direkt an dem ehemaligen Firmengelände vorbei und gibt mir die Chance, einmal einen ‚Lost Place‘ zu besuchen. Einfach nur, um an einem Sonntag einmal 10km zu wandern, denn es ist sonnig und die Tour möchte ich beendet haben, bevor der angekündigte Regen einsetzt.

Vom Dorf-Parkplatz in Eltville-Kiedrich gegenüber Rewe laufe ich bergauf Richtung Kreisverkehr, um dann in den Rheinsteig einzubiegen. Der Rheinsteig verläuft hier unterhalb der Weinberge, heute ist der Weg sehr matschig, da es die ganze Nacht geregnet hat.

Ich habe mich kurzfristig zu der Tour entschlossen, denn eigentlich war heute Regen angesagt – der Blick aus meinem Schlafzimmerfenster in Wiesbaden sagte Sonnenschein und ich habe meine Sachen zusammen gepackt. Die Route habe ich selber geplant, da ich ohnehin einmal zu dem verlassenen Bürokomplex der Firma Ploenzke oberhalb von Kiedrich wandern wollte. Angeblich ist dies ein ‚Lost Place/ Hidden place‘, den man schon mal gesehen haben sollte. Daher habe ich eine Route geplant, ein 10 km Rundweg, der an diesem Gebäude vorbeiführt und die Gegend um Kiedrich ein wenig kennen zu lernen.

Der Weg führt recht lange unterhalb der Weinberge in das Grünbachtal hinein. Am Ende des Wege wendet sich der Weg auf einem Höhenzug wieder zurück und schlängelt sich mit einigen Biegungen, dem Rheinsteig folgend, an den Weinbergen entlang. An einer Kreuzung, an der der Rheinsteig links abgeht, gehe ich rechts und folge dem Pfeil Nummer 7 und Nummer 8 auf einem Schotterfeldweg. Dieser Weg sollte mich direkt zu den ehemaligen Gebäuden von Ploenzke bringen.

Ich schaue mir das Gelände von außen an, denn ein Bauzaun trennt das Gebiet ab und ein Hund bellt in der Ferne. Schwer auszumachen, ob er auf dem Gelände ist oder weiter weg. Da ich nichts riskieren möchte, beobachte ich das Gelände einfach von außen. Die Ausmaße des Bürogebäudes sind mega,

Warum man hier nicht ein Hotel (nach späterer Recherche ist tatsächlich geplant, hieraus ein Hotel zu machen) oder womöglich sogar ein Wohngebiet errichtet wird, ist mir wirklich unverständlich. Der Ausblick von hier oben ist einfach traumhaft, der Fernblick rüber nach Mainz, durch die Rheinebene, genial.

Ich gehe auf den Forstweg wieder zurück, um dann bergauf an einer Schranke links ab zu gehen, hier ist ein wunderschöner Aussichtspunkt der den Namen ‚Annelieses Ruh’ trägt, eine Bank mit der man einen traumhaften Blick auf die andere Rheinseite hat. Vor einer schönen Wiese aus.

Von hier aus geht es dann ein paar Meter wieder zurück auf dem gleichen Weg, bevor ich dann links abbiege zu einem Parkplatz. Hier laufe ich dann links auf dem Höhenzug weiter in den Wald hinein.

Die Steigung hoch war gut zu nehmen, der Weg sehr moderat. Ich laufe hier abseits des Forstweges auf einem kleinen Track mitten durch den Wald, der Waldboden ist megaweich, super federnd und angenehm zu gehen.

Das Wetter ist traumhaft, ich denke es werden so um die 14° C sein 15° C, kein Regen und durch die leichte Wolkendecke scheint die Sonne, so das sich schöne Reflexe im Wald ergeben. Warum auch immer aktuell es regnen soll? Ich habe keine Ahnung. Laut den Wetter-Apps sollte es jetzt aktuell dreimal so viel Niederschlag geben wie gestern auf meiner Wanderung im Taunus. Technik die begeistert. ☺

Der Pfad endet und geht auf den Waldweg hinaus. Kurz darauf laufe ich an einem wunderschönen Tannenwald entlang. Hier ist noch alles gesund, keine Abholzung notwendig, einen schön dichter grüner Tannenwald. Leider sieht es auf der anderen Seite mit dem Laubwald etwas anders aus, hier vermute ich dass es bald kahle Stellen geben wird.

Normalerweise wäre ich an dem Wasserhäuschen, dass gleich vor mir auftaucht, rechts abgezweigt und wäre dem Weg Nummer 7 gefolgt. Ich entscheide mich spontan dazu, noch weiter in den Wald hinein zu laufen, denn es gibt etwas weiter circa 1.000 m noch mal eine Spitzkehre wo ich entsprechend den Rückweg antreten kann. Das Wetter ist so schön, der Wald riecht so lecker, da wäre es dumm jetzt schon nach Hause zu gehen und den Rest des Tages mit Hausarbeit zu verbringen 😉

So langsam nähere ich mich dem hinteren Teil des Tals, hier wechselt der Weg von einem dunklen Schotterweg in einem hellen Schotterweg. Sehr gut und scheinbar neu angelegt, schlängelt sich der Weg talwärts zum Grund. Ich sehe auch jetzt schon die Abzweigung, wo ich nach rechts abgehen muss, um dann unterhalb meines jetzigen Weges wieder Richtung Kiedrich zurück zu gehen.

Hier oben ist es total ruhig, kein Wanderer der stört oder mir entgegenkommt, nur 2 e-MTB-Biker, die mich flux überholt haben. Der Baumbestand hier oben ist auch extrem angegriffen, schade zu sehen, dass einige der Hänge komplett abgeholzt sind bzw. Todholz einfach so herum liegt. Immer wieder kriegt man hier wunderschöne Ausblicke auf die Rheinebene und die gegenüberliegende Mainzer Seite. Ich befinde mich aktuell auf dem Weg Nummer 8 und bin gespannt auf welchen Weg ich kommen werde, wenn die Kreuzung rechts ab führt.

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An der Kreuzung verlasse ich den Weg Nummer 8 nicht, sondern ich gehe weiter bergauf auf die andere Seite des Tals. Zwar wird es etwas dunkler, der Wind etwas kühler, was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass es gleich etwas zu regnen anfängt. Dennoch entscheide ich mich meine Tour zu verlängern, ich bin gerade gut im Laufen und finde es hier oben ganz schön. Auf dem Höhenzug überquere ich das Tal, in das ich eigentlich hinunter gegangen wäre.

ich nun auf den Höhenzug gegenüber gehe, vermute ich, dass ich das Tal noch einmal durchqueren muss … dies bedeutet wieder Höhenmeter. Da die Tour aber nur mit wenigen Höhenmetern ausgelegt ist, sollte das für mich kein Problem darstellen. An der nächsten Kreuzung hinter der Schranke geht rechts der Weg Nummer 8 ab, diesen schlage ich ein und verlasse den gut geschotterten Wirtschaftsweg. Ab hier wird es wieder matschig, denn der Weg ist nicht so gut befestigt.

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Während man die Traverse geht, sieht man wunderschön auf Kiedrich hinunter, hier sieht man auch links vom Tal den Kiedricher Turm stehen.

Schaut man rechts auf dem Berg sieht man eines der Gebäude des Ploenzke-Areals, wo ich vorher war. Am Ende der Traverse komme ich wieder auf ein gut geschotterten Wirtschaftsweg, den ich nach unten Richtung Tal folge. Von hier hat man auch schon die Landstraße die von Kiedrich nach Hausen von der Höhe führt. Der Weg geht kerzengerade bergab, vorbei an Altholzbeständen, hier stand mal Wald, nun ist es Brachfläche.

Am Ende des Forstweges komme ich auf die Bundesstraße, der ich ein paar hundert Meter folge und dann wieder rechts ab auf den Berg von Ploenzke hinauf zu gehen. Hier an der Landstrasse ist Vorsicht geboten, denn man hat keinen wirklichen Platz, um sauber parallel der Fahrbahn zu wandern. Die Autos fahren hier recht schnell an einem vorbei, so dass man sich beeilen sollte, diese Etappe schnell hinter sich zu bringen. Kurz vor dem ‚Tempo 60 Schild’ geht es dann rechts ab den Berg hinauf. An dieser Abzweigung findet man auf der linken Seite eine wunderschöne Alte Mühle, die Egertsmühle, ein Gästehaus mit 7 Zimmern.

Die Steigung geht ordentlich nach oben, die geteerte Straße ist aktuell scheinbar gesperrt. Ich denke man versucht einfach Schaulustige von der Ruine fern zu halten, denn ein Haus, das unterste des Areals, scheint noch bewohnt zu sein. Ich gehe gar nicht mehr bis zu dem Haus hinauf, vor dem Haus stehen einige Transporter mit gleichem Firmenzeichen, was denn zum Schluss zulässt, dass es sich hier um eine Firma handelt die ihre Mitarbeiter dort untergebracht hat. 

Ich jedoch gehe in der Kurve vor dem Haus links ab auf einen Feldweg, der schon etwas verwildert ist und gehe weiter immer Richtung Kiedrich hinab. Von hier ab befindet man sich im Revier der Wildschweine, hier sind die Böden vollkommen durchgewühlt, selbst auf dem Weg ist der Boden komplett zerwühlt.

Ich bin aufmerksam um nicht gegebenenfalls einen Keiler gegenüber zu stehen, denke aber dass ich laut genug bin dass der selber die Flucht ergreift. Langsam schlängle ich mich in das Tal. Nach dem durchwühlten Pfad, der direkt hinter den Häusern entlangführt, muss man Obacht geben, dass man nicht an dem Wasserreservoir gerade aus weitergeht, sondern noch einmal rechts nach oben in Richtung Weinberge abbiegt. Zwar würde man auf dem Weg nach unten auch nach Kiedrich kommen, aber ich wollte ja noch durch die Weinberge.

Unterhalb des (Wasser-Reservoirs) Höhenreservoirs Kiedrich geht der Wanderweg weiter Richtung Westen und Richtung Kloster Eberbach zurück. Ich bin wirklich sehr überrascht, dass mir noch keine Wildsau über den Weg gelaufen ist, denn hier sind die Wege total zerwühlt. Hier scheinen einige Wildschweine im Unterholz zu leben. Nach wenigen Metern komme ich raus auf dem Weinberg oberhalb von Kiedrich und werde mir dann den Weg suchen, der zurück in die Stadt, zum Parkplatz und zu meinem Auto geht.

Sobald ich auf dem geteerten Wirtschaftsweg einbiege, fängt es tatsächlich an zu Nieseln. Mist – ich sehe zu, dass ich schnellstmöglich zum Fahrzeug komme, wo ich mir dann trockene Klamotten anziehen kann. Ich schätze bis ich dort bin werde ich ein kleines bisschen was abbekommen. Das ist aber nicht so schlimm, denn ich bin ja nicht aus Zucker.

Ein sehr schöner Rundweg für einen Sonntagmorgen mit einem spannenden halbzerfallenen Gemäuer auf dem Berg. Und den Lost Place Ploenzke habe ich damit auch gesehen – check!

Die Navigationsdatei findet Ihr hier

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