Mich erwartet heute ein Wispertal-Trail inmitten des Taunus. Die Wispertaltrails bieten immer etwas Besonderes, aus diesem Grunde wollte ich heute einen dieser bislang perfekt ausgeschilderten Wanderwege, die in Reichweite meines Heimatortes Wiesbaden sind, einmal bewandern.
Dickschied, ein Dorf, das sicherlich ein wenig Bekanntheit durch Franz Keller’s Falkenhof bekommen hat und das bei diesem Rundweg einmal komplett umrundet wird. Was mich erwartet: Tolle Aussichte, kleine Trails, ein wunderschönes Tal und weite Wiesen werden versprochen … mal sehen was der Trail kann. Rein in den Dickschieder Wildwechsel und ich bin gespannt ob ich Wild auf dem Trail sehen werde.
Folgt mir auf meiner Entdeckungstour …
Die Anfahrt geht denkbar einfach. Von Wiesbaden geht es über die A66 ins Rheingau, bei Kiedrich fahre ich ab und fahre durch den Ort, bis ich – vorbei an der Kirche – wieder hinten hinaus in den Taunus fahre. Angekommen nach einigen Minuten und ein paar Kilometern in Serpentinen, parke ich an dem angegebenen Parkplatz oberhalb von Dickschied. (immer Beschilderung Gemeindehaus folgen).
Ich starte also oben am Gemeindehaus, hier ist ein Parkplatz, an dem ich gut mein Fahrzeug abstellen kann. Ich bewege mich vom Parkplatz bergauf, kurz danach sehe ich die Schilder der Informationstafeln und biege links ab über die Wiesen. Von hier aus geht es wunderschön durch die Wiesen bergab Richtung Falkenhof von Franz Keller. Franz Keller ist ein bekannter Koch, dessen Mutter einen Michelin Stern im Restaurant ‚Schwarzer Adler’ am Kaiserstuhl innehat. Franz Keller, der in Hattenheim seine Kronschlösschen eröffnete und dort einen Michelin Stern erhielt verabschiedete sich dann von der Sternegastronomie und eröffnete die Adler-Wirtschaft in Hattenheim mit seiner Frau. Er hat sich auf sein neues Projekt, den Falkenhof zurückgezogen und mit Öko-Viehzucht selbstständig gemacht. Seine Restaurants betreibt sein Sohn weiter. Beim Abstieg Richtung Falkenhof erblicke ich das traumhafte Panorama des Taunus, dass sich unter Dickschied eröffnet.Unter ganz anderen Bedingungen hätte ich heute entschieden, auf der Couch liegen zu bleiben, mir einen Tee zu machen, und mir einen tollen Film anzusehen. Es ist leicht nieselig, nebelig, und eigentlich nicht sehr angenehm zu wandern. Dennoch habe ich mich entschieden raus zu gehen, da ich dringend nach einer Woche Home-Office wieder mal frische Luft brauchte, meine Gedanken zu sortieren und in der Natur zu sein. Der morgige Sonntag sieht gegebenenfalls anders aus. Mal abwarten. Da es vorher wohl etwas stärker geregnet hat, ist der Weg aufgeweicht und ich stapfe mit 1/2 cm Matsch unter den Füßen in Richtung Falkenhof.
Ich gehe am Falkenhof an den Pferdegehege vorbei und komme in den Wald, wo ich kurz danach rechts auf dem Waldweg abbiege um gen Osten laufen. Das regnerische Wetter ist leicht gespenstisch, es quietscht unter meinen Füßen und ich bin aufmerksam und beobachte den Wald – ob ich hier Wild zu sehen bekomme?
Am Ende des Weges komme ich an einen wunderschönen Ausblick, das Dickschieder Fenster, auf dessen Weg ist teilweise sehr rutschig wird. Ich nehme zur sicherheit meinen Stock zur Sicherung, um nicht auszurutschen. Der Ausblick ist sehr sehr schön hier stehen zwei Bänke, die zum verweilen einladen. Nach kurzem Verschnaufen gehe ich von hier aus wieder ein leichtes Stück zurück, um kurz vor der Wiese des Falkenhofes links ab zubiegen und bergab zu gehen.
Der Weg schlängelt sich nun steil hinab ins Tal, was zu den aktuellen Wegbedingungen eine kleine Herausforderung darstellt, denn der Weg ist matschig und sehr rutschig. Meine Schuhe rutschen einfach weg und haben wenig Halt. Mal sehen wann ich das erste Mal auf dem Rücken liege?Der Weg schlängelt sich auf breiten, sehr gut zu gehenden, wenn auch heute extrem matschigen Waldwegen. An einer Kreuzung geht es nach links oben Richtung Aussichtspunkt Geroldstein.
Der Aussichtspunkt Geroldstein ist wirklich sehr schön, ähnlich wie das Dickschieder Fenster … hier kann man sich ein bisschen auf die Bank setzen und den Blick über das Dörfchen Geroldstein schweifen lassen. Ich frage mich ob man in Gerlodstein auch auf die Burg hoch kommt. Hier muss ich mich einmal schlau machen …
Aufgrund der Witterung mache ich keine Pause und werde direkt weiter gehen, zurück zum Waldweg, diesen überqueren und dann quer durch den Wald nach oben auf dem Wisper- Trail. Nach wenigen Metern kommt man in einen traumhaft süßen Tannenwald, das ganze Licht taucht sich ein kleines bisschen in grün und man fühlt sich hier oben wie geborgen.
Ich blicke mich um ob ich nicht ein paar Wildtiere sehe, aber scheinbar bin ich zu laut, denn keines ist ersichtlich. Nach den Tannenwäldchen geht es weiter auf einem Waldweg ein kurzes Stück bevor der Trail nach rechts ab liegt wieder am Waldrand entlangWer regelmäßig in der Natur unterwegs ist und davon sehr viel in Wäldern spazieren geht, dem wird auffallen dass in manchen Teilen der Wald massiv bedroht ist. In manchen Waldabschnitten wirkt es so, als ob mehr Bäume entnommen wurden als Wald benötigt ist. Manche Abschnitte sind so zerstückelt, dass man nicht denkt dass es sich hier noch im Natur handelt, sondern um ein Abfallprodukt der industriellen Gesellschaft. Auch hier oben sind einige Blicke in manche Waldwegen genau so frustrierend.
Kurz hinter dem Tanzplatz geht es am Waldrand entlang an einem schönen Wiesenhang, auf dem Pferde stehen. In der Ferne sieht man Hilgenroth, wo mich der Weg noch einmal hin führen wird. Rein gefühlt habe ich bis zu diesem Aussichtspunkt circa 5 km absolviert. Laut Schild wird das bestätigt, mein Gefühl kann also noch gut einschätzen – ich habe also noch 9 km vor mir.
Der Gehweg geht nun ins Tal hinab. Nach kurzer Zeit läuft man durch ein Spaliergang wo links ein typisches Gebiet ist, in dem sich Wildschweine aufhalten. Hinter dem Spaziergang geht es links ab. An diesem besagten Gebiet sieht man auf der Wiese, was die Wühlversuche von Windschweinen anrichten … der Rasen ist komplett zerwühlt. Dennoch kein Tier in Aussicht. Ich gehe an einem Laubwald, der erneut parallel zum Tal verläuft entlang.
Der Weg geht abschüssig und biegt dann oberhalb des Mehrbachtals wieder in Richtung Hilgenroth ab. Hier verläuft der Weg nun Bachaufwärts oberhalb des Tals. Nachdem ich das Tal durch quert habe, es ging über ein paar liebevoll angelegte Steine über den Mehrbach, kam ich auf dem Forstweg auf der anderen Seite heraus.
Dort traf ich ein Schäfer mit seiner Frau, und wir diskutierten und tauschen uns darüber aus, was für Konsequenzen das hat wenn Wölfe wieder in Deutschland ansässig werden. Er hatte natürlich da eine komplett andere Meinung als ich,, Ich stehe auf dem Standpunkt, dass es toll ist, wenn Wölfe wieder in der Natur sind. Sie haben ein regulierendes auf den Wildbestand. Angeblich sind nur 2% Ihrer Nahrung Nutztiere.
Ja, als Ziegen- und Schafenhirte sah er das natürlich etwas anders, denn er muss zum Schutz seiner draussen stehenden Tiere investieren, um sie vor dem Wolf zu schützen.
Diesen Standpunkt verstehe ich zwar, aber das Land, bezuschusst seine Investitionen für die Einzäunung und auch wenn ein Wolf seine Tiere reißen würde, so erhält er pro Tier eine Entschädigung. Natürlich ist es klar, dass es nicht strebsam ist alle Tiere, aufgrund dieser Thematik, wieder in Ställen aufzuziehen … Das haben wir ja schon…
Nachdem ich auf dem Bergrücken einige Hundertmeter auf breiten Waldwegen laufe biegt der Weg links ab und nach ein paar Metern befinde ich mich auf einen kleinen Trail hinab in das Herzbachtal, dass ich nach dem Trail auf einem breiten Waldweg erreiche.
Hier unten rauscht sehr charmant der Herzbach durch ein wunderschönes grünes Tal, leider nimmt der Regen hier zu, so dass ich mein Schritt etwas verschnellere. Es geht nun langsam aber sukzessive nach oben. Das Herzbachtal ist ein wunderschönes süßes schmales Tal, durch die sich der Herzbach schlängelt. Es sieht sehr gepflegt aus.Der Wanderweg geht auf der rechten Seite etwas höher gelegen am Tal entlang nach oben. Hier treffe ich auch noch einmal die Ziegen- und Schaffhirten wieder, die hier ihre Einzäunung für die Ziegen machen. Nach seiner Aussage sind Ziegen die Gebüschzangen und Schafe die Rastenmäher. Ich wusste nicht, dass Ziegen Gebüsche und Astwerk gerne knabbern und daher auch dafür eingesetzt werden.
Etwas weiter talaufwärts verjüngt sich das Tal, und man erkennt dass hier extrem viele Wildschweine am Bach die Wasserquelle aufsuchen.Der ganze Abschnitt neben dem Bach ist sehr matschig und es wächst aktuell nicht viel dort. Zudem erkennt man die Wanderrouten der Windschwein-Rotten, die Bach abwärts zeigen.
Das Tal wird weiter oben nun wieder etwas grüner. Scheinbar sind die Windschweine nur im mittleren Bereich. Weiter hoch findet sich ein kleiner Rastplatz unterhalb des Wanderweges, dieser ist bestimmt besonders gut geeignet für Familien, während die Eltern das Essen vorbereiten können die Kinder im Bach matschen und spielen, eine Mega-Alternative zu Video spielen. Hier können die Kinder echt noch werkeln – lasst Sie kreativ werden – und vielleicht Austauschsocken und Hosen mitnehmen 😀
Am Ende öffnet sich das Tal, es wird breiter. Plötzlich geht es rechts ab wo der Weg steil nach oben führt. Ich keuche, denn ich habe immer noch einen flotten Schritt drauf … am Ende der Steigung geht es raus auf die Wiese.
Ein schöner Anblick, ich halte und schnaufe ein paar Mal durch. Dann geht es weiter entlang der Wiese für die nächsten Hundert Meter.
Ich durchwandere das Dörfchen Hilgenroth. Nun öffnet sich schon der Blick auf die andere Seite des Tals, nach Dickschied. In circa 3 km Entfernung werd ich wohl da sein. Ich stapfe durch Äcker, auf grün bewachsenen saftigen Feldwegen – leider auch matschig.
Das Wetter war zwischenzeitlich mal wieder gut, nun nieselt es wieder, aber auf den letzten Kilometern wird mir das auch nichts mehr anhaben.
Von hier aus geht es von den Feldern wieder in ein kleines Tal, es kreuzt ein Wirtschaftsweg dem ich nach rechts folge und links einen kleinen Bach überqueren. Es ist wieder der Mehrbach den ich erneut überquere. Hier fängt es tatsächlich richtig zu regnen an, ich merke dass mein Schritt wieder schneller wird. Dummerweise geht es hier bergauf, ich keuchte, schwitze, der Regen rinnt mir über die Baseballkappe ins Gesicht.Ich kehre noch mal in ein anderes Tal, überquere dort einen kleinen Bachlauf und laufe schnurstracks nach oben, um an einer Wiese heraus zu kommen. Hier geht es weiter gerade aus nach oben, noch ein Schwenk nach links und rechts und ich sehe die ersten Häuser von Dickschied.
Ich laufe an den Wiesen vorbei an Dickschieder Häusern vorbei. Bis ich die Kirche sehe.Eine sehr süße Backsteinkirche die ich passiere und schon auf dem Wanderparkplatz mein Auto stehen sehe.
Ich habe mittlerweile 15 km auf der Uhr und bin bereits dreieinhalb Stunden unterwegs. Am Auto angekommen bin ich froh, daß ich es noch geschafft habe, bevor ich komplett durchnässt bin, ich wechsle die Schuhe und bemerke dass meine Hose hinten voller Matsch und Flecken ist.
Egal denke ich mir der Hintern wird hoffentlich sauber sein und setze mich in mein Auto fahre langsam durch Dickschied und am Falkenhof vorbei. Über Kiedrich, Eltville und Walluf fahre ich zurück nach Wiesbaden. Eine schöne Tour mit einem ganz tollen Herzbachtal, abwechslungsreich und sehr schön zu gehen, der einzige Trail-Bereich war tatsächlich kurz vor dem Herzbachtal.
Hier hätte ich mir ein paar mehr Steige gewünscht. Ansonsten ist die Wanderung sehr abwechslungsreich, im Sommer bestimmt ganz toll mit Kindern, denn hier kann man im Herzbachtal wunderbar Picknick machen, während die Kinder im Bach spielen und bauen.
Am Ende stehen 15 Km auf meiner Uhr, die ich in 3 Std und 24 Minuten gegangen bin. Ich habe 520hm absolviert – hoch und runter Alles in Allem einen guten Trainingseffekt erzielt …
Weitere Informationen auf Wisper Trails:
https://wisper-trails.de/wanderwege/07_dickschieder_wildwechsel
Hier könnt Ihr auch das Navigationsfile herunterladen.