Nachhaltige Trekkingbekleidung – Was man beachten sollte

Auf der Suche nach nachhaltig produzierter Outdoorbekleidung wird man schnell an seine Grenzen stoßen. Gerade bei der Herstellung von Funktionsbekleidung kommen eine Vielzahl an Chemikalien zur Anwendung. Einige Hersteller bieten zwar zwischenzeitlich Produkte an, die mit nachhaltigen Materialien produziert wurden oder deren Produktion auf Schadstoffe verzichtet, doch das Sortiment ist noch sehr übersichtlich und nicht flächendeckend verfügbar. 

In den meisten Geschäften finden man nur die bekannten Mainstream-Marken. Um die Auswahl an Trekking Bekleidung zu erleichtern haben wir ein paar Tipps zusammengestellt, anhand derer sich die Auswahl und die Suche nach den ökologisch unbedenklichen Bekleidungsstücken erleichtert. 

Als erstes steht natürlich die genaue Fragestellung:

  • Wofür benötige ich die Trekking-Ausstattung?
  • In welchen Temperaturzonen bewege ich mich?
  • Benötige ich eine hohe Wassersäule?
  • Wie viel Ausstattung und Funktion benötige ich wirklich ?
  • Was bin ich bereit zu investieren?

Die meisten Outdoorfreunde stellen sich diese Frage gar nicht sondern kaufen nach Gefühl, Preis, Marke oder einfach  das Top-Produkt. Doch das ist die falsche Herangehensweise. Ein Wochenendwanderer benötigt keine Ausstattung eines Expeditionsteilnehmers in der Polar-Region oder eines Extrembergsteigers. Hier können im Vorfeld bereits einige Euros gespart werden. Zudem bedingt die Fragestellung auch ökologisch betrachtet die Vorteile, dass Jacken, die weniger Funktion bieten, auch die Umwelt geschont wird. Je weniger Funktionalität des Stoffes, desto weniger Chemikalien werden für dessen Herstellung verwendet.

Funktionsjacken bestehen zu einem Großteil aus chemisch hergestellten Fasern. Die Herstellung dieser Fasern und Membranen hat einen sehr hohen Energie- und Wasserbedarf. Alternativen kommen aber bereits auf den Markt. Viele Hersteller sind zwischenzeitlich in der Fair Wear Foundation oder unterstützen das BlueDesign – Nachhaltigkeitssiegel für einige Produkte. So zum Beispiel Firmen wie HaglöfsPatagoniaVaudeZimtsternMammutOrtovox.

Die nachhaltigste Herstellung von Outdoorartikeln bezieht sich auf den Rohstoff und die Verwendung von Chemikalien bei der Veredelung. Werden hier Naturfasern verwendet ist dies in der Regel der ökologisch am unbedenklichsten und nachhaltigste Herstellungsvorgang, den es gibt. Vorausgesetzt, die Stoffe werden in der Endverarbeitung nicht weiter besonders behandelt. Für nachhaltige Multifunktionsunterwäsche im Outdoorbereich sind Hersteller wie Ortovox oder Icebreaker sehr bekannt und stellen die Referenz in diesem Segment dar.

Ortovox produziert mit 100% nachhaltiger Tasmanischer Merinowolle , das perfekt für jegliche Outdooraktivitäten geeignet ist. ORTOVOX ist seit Juli 2015 Mitglied bei der Fair Wear Foundation (FWF) und ist ebenfalls seit 2015 Mitglied beim Bündnis für nachhaltige Textilien und dort in der Arbeitsgruppe Schurwolle aktiv. Das Bündnis hat sich zum Ziel gesetzt, die sozialen und ökologischen Standards in der Textilindustrie zu verbessern. ORTOVOX ist daher ein nachhaltig produzierendes Unternehmen, das Funktionsunterwäsche, Jacken, Hosen, Pullover und Socken auf Basis von Merinowolle herstellt.

Zur Funktionsunterstützung kommen jedoch auch künstliche Fasern zum Einsatz. Die Kombination bietet bei Ortovox einen enormen Vorteil zwischen Wasserfestigkeit, Wäremisolierung und Trockenleistung. Die Faser zeichnet ein grösseres Volumen, höhere Wärmeleistung, leichteres Gewicht und ein um 5x schnelleres Trocknen zu 100%iger Merinowolle aus. Zudem überzeutt der Hersteller durch buntes junges Design und tolle unktionelle Schnitte. Im Funktionsunterwäschebereich ist auch Dilling, ein deutscher Hersteller der Bio-Merino-Unterwäsche produziert …

Generell gilt: Merinowolle kann das ganze Jahr drinnen und draußen getragen werden. Sie ist strapazierfähig und gleichzeitig sehr angenehm auf der Haut, da Merinowolle die Körpertemperatur gut reguliert. Sie wärmt und leitet beim Schwitzen die Feuchtigkeit nach außen, so fühlt sich Merino-Unterwäsche noch trocken an, bleibt geruchsneutral und bietet Schutz vor Erkältungen. Die Fasern für Merino-Unterwäsche werden mittlerweile sehr weich und hautfreundlich hergestellt , die kratzenden Härchen werden hierbei schonend entfernt. In der Produktion verwendet Dilling bspw. keinerlei Schwermetalle oder chlorhaltige Mittel. Deren Merino Unterwäsche ist frei von Chemie und Schadstoffen.

Bei der Verwendung von Schadstoffen gilt es darüberhinaus darauf zu achten, dass die Herstellung der Bekleidung so schadstoff-frei wie möglich erfolgte.
Diverse Marken, wie auch PYUA stellen dies besonders heraus – FC-freie (Flour-Carbon-frei) oder PFOA-frei (Perfluoroctansäure-freie Herstellung) bei der Imprägnierung der Stoffe heraus. Viele Hersteller verwenden PFC-haltige Chemikalien bei der Herstellung von nachhaltigen Bekleidungsgegenständen. Dies ist ’notwendig‘ um die Oberflächen wetterfester Produkte wasser- und schmutzabweisend zu beschichten.

Erst durch die Detox-Kampange von Greenpeace fand ein Umdenken der Hersteller statt. Mittlerweile gibt es aber auch Zertifizierungen und Standards wie bspw. den bluesign® -Standard und die Teilnahme an der Fair Wear Foundation, die die Verwendung von diesen Schadstoffen ausschließen.
Das bluesign®-System ist die Lösung für eine nachhaltige Textilproduktion. Es eliminiert Schadstoffe vom Anfang des Herstellungsprozesses und setzt und steuert Standards für eine umweltfreundliche und sichere Produktion. Dies stellt nicht nur sicher, dass das endgültige Textilprodukt höchsten Verbrauchersicherheitsanforderungen weltweit genügt, sondern auch dem Verbraucher die Gewissheit gibt, ein nachhaltiges Produkt zu erwerben.
Take care wurde von Haglöfs ins Leben gerufen. Bei Haglöfs wurde erkannt, dass die Bekleidungsindustrie in der Vergangenheit nicht die umweltfreundlichste war und deshalb wurden Anstrengungen unternommen, deren Auswirkungen zu reduzieren. Dadurch trat Haglöfs bluesign® und der Fair Wear-Stiftung bei.  2015 verlieh die schwedische Fachzeitschrift Sportfack Haglöfs als Nachhaltigkeitsmarke des Jahres. Die Auszeichnung wurde Haglöfs während der schwedischen Outdoor- und Sportmesse Swesport, die vom 11. bis 12. Januar in Stockholm stattfand, überreicht. „Wir sind sehr stolz darauf, diese Auszeichnung zu erhalten, sie ist eine feste Anerkennung für die harte und konsequente Arbeit, die wir in den letzten Jahren in den Nachhaltigkeitsbereich gesetzt haben“, sagte Lennart Ekberg, Direktor für Nachhaltigkeit bei Haglöfs.

Der Fair Wear Foundation (FWF)-Ansatz vereint die wichtigsten Komponenten für einen nachhaltigen Wandel. Es bedeutet, dass Unternehmen Schritt für Schritt arbeiten, um die Bedingungen in ihren Lieferketten zu verbessern. FWF beschränkt seinen Fokus auf jene Phasen der Produktion, wo Nähen der Hauptherstellungsprozess ist. Sie gehören zu den arbeitsintensivsten Phasen des Produktionsprozesses. Es ist auch das Stadium der Produktion, wo viele Arbeitsprobleme zu finden sind und wo wirksame Rechtsmittel das Leben von Millionen von Arbeitnehmern positiv beeinflussen können. FWF konzentriert sich auch auf den Aufbau starker Arbeitsbeziehungen zu den lokalen und internationalen Anteilseignern, die sich auf Bekleidung und Textilien spezialisieren – ein Schlüsselwort für nachhaltigen Wandel in der Branche.

Es häufen sich allerdings auch vermehrt Produkte im Markt, die neue Technologien auf den Markt bringen, deren Funktionalität der Fasern durch recycelte Produkte hervorgerufen werden – so beispielsweise der Hersteller Kowledge Cotton Apparal, der eine wasserdichte Faser herstellt, die aus recycelten Plastikflaschen produziert wird. Jacken, die für Wanderer und Trekkingbegeiserte perfekte Ausstattung sind und ausreichend Schutz bei den Unternehungen sorgen. Auch wenn das Label kein Outdoorausstatter ist, sondern ein Lifestyle-Ausstatter. Zudem gibt es weitere Hersteller, die Ihre Fasern aus recycelten Materialien, meistens PET-Flaschen herstellen. Hersteller wie bspw. Vaude und Patagonia tun dies.

Plastikflaschen bestehen aus dem Kunststoff Poly-Ethylen-Terephthalat (PET). Der Grundstoff Polyester wird aus Öl gewonnen, einem Rohstoff, der zunehmend knapper und teurer wird. Aus Plastikflaschen, die nicht mehr zu befüllen sind, wird daher diese Kleidung gefertigt. Dazu werden die Flaschen gewaschen, sortiert und zu so genannten PET-Flakes verarbeitet – eine Form, die für den Transport günstiger ist. Der so entstandene Sekundärrohstoff wird zermahlen und erhitzt. Dann wird der geschmolzene Kunststoff im Spritzdüsenverfahren in Fäden gezogen, die anschließend zu Fasern verwoben werden. „Die Farbe der Flaschen ist hierbei unwichtig, da die gewonnenen Stoffe später eingefärbt werden“, sagt Sascha Schuh, Geschäftsführer von Ascon, der Gesellschaft für Abfall und Sekundärstoff Consulting in Bonn.

Der kalifornische Hersteller Patagonia werben mit recycelten Fleece-Jacken und will seit 1993 mehr als zwei Millionen Liter Öl eingespart und den CO2-Ausstoß drastisch reduziert haben. Zudem spendet die Firma dem Naturschutz jährlich ein Prozent des Umsatzes. Um sich ein Bild zu machen, wieviele eFlaschen benötigt werden, um einen Fleecepullover zu propduzieren, so benötigt man im Durchschnitt 16 Flaschen. Die hierdurch entstandenen Kosten belaufen sich auf zirka 30 Cent.

Neben dem Recycling von PET Flaschen lassen sich aber auch Bekleidungsstücke herstellen, die Bekleidung recyceln und daraus neue Oudoorbekleidung herstellen. Vorreiter war und ist hier erneut der Hersteller Patagonia denn das Vorzeigeunternehmen für nachhaltige und umweltschonende Herstellung von Outdoorbekleidung hat bereits seit Jahren ein Rücknahmesystem für deren Bekleidung, aus denen dann wieder ein neues Bekleidungsstück hergestellt wird.

Dieses Kreislaufsysem bietet auch das deutsche Unternehmen PYUA an und nutzt die bestehende Struktur der bekannten Altkleidercontainer und Recycling-Partner, um einen endlosen Kreislauf für Funktions-, Sport- und Lifestylebekleidung zu schaffen.

PYUA ist die erste Funktionsbekleidungsmarke weltweit, die hochwertige Outdoor-Bekleidung aus bereits recycelten bzw. recycelfähigen Polyester-Materialien fertigt und diese mit einem Rücknahmesystem und speziellen Partnern in einem geschlossenen Kreislauf wieder vollständig verwerten kann – das sogenannte Closed-Loop-Recycling. Auf diese Weise besteht die Möglichkeit, aus einer alten, zurückgeführten Jacke z.B. eine Hose für die neue Kollektion zu fertigen. Die Produkte zeichnen sich neben Funktion und Langlebigkeit durch eine extrem energie- und rohstoffeffiziente Herstellung aus.

PYUA produziert beispielsweise Skijacken und Skihosen für Damen und Herren. Über den Onlineshop lassen sich die Artikel bestellen. PYUA Bekleidung wird mit einer FC-freien Imprägnierung hergestellt, sie stammen aus einem geschlossenem Recycling Kreislauf, werden hergestellt in Europa unter sozial verantwortlich Bedingungen.

Letztendlich entscheidet der persönliche Geschmack, welches Produkt man auswählt. Empfehlenswert ist auf jedem Fall, dass man seine Funktionsbekleidung lange und häufig verwendet. Bei Beschädigungen auch einmal repariert und somit das Kleidungsstück lange nutzt. Dies ist nämlich die nachhaltigste Art, bereits produzierte Bekleidung zu nutzen. Man muss nicht immer mit der Mode gehen. Wie meine Ur-Groß-Oma zu sagen pflegte – das Teure ist immer das Günstigere. Dieser Leitspruch ist zwar heute nicht blind zu unterschreiben, aber wer sich informiert, testet und bewertet wird herausfinden, dass ein bisschen mehr Geld investiert sich langfristig auszahlt und man daher auch länger Freude an dem Kleidungsstück hat.

Da auch Funktionsmembranen sehr langlebig sind ist die Reparatur eine Möglichkeit ein Kleidungsstück länger zu verwenden. Patagonia beispielsweise repariert deshalb defekte Outdoorbekleidung kostenlos. Wer dennoch ein neues Teil kauft und sein altes Teil nicht mehr verwenden möchte kann durch Spenden oder Verschenken dem Kleidungsstück ein weiteres Leben bescheren und somit nachhaltig agieren. Das schont die Umwelt und macht zudem noch einen Menschen glücklich.

(Quellen für die Erstellung des Artikels: ‚der Tagesspiegel‘, Herstellerwebseiten, greenfashionstyle.wordpress.com, Utopia.de)

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