Besteigung des Monte Cinto (Korsika)

Urlaub auf Korsika heisst seine Wanderschuhe ordentlich zu fordern – aber diesmal habe ich nicht nur meine Wanderschuhe gefordert, sondern auch mich selbst!

Warum? 🤔 Ich habe den Monte Cinto bezwungen.

9,5 Std wandern auf sandig und gerölligem Untergrund – 30% Steigung, 1.500hm, 🥾 am Ende der Erfolg auf 2.707m.

Eine Hammerwanderung, aber auch eine wahrliche Schinderei … ich war echt froh, als ich wieder an der Skistation Haut Asco war … ☺️ mit 3L weniger Wasser, ausgepowert und glücklich 😃🤘🏻

Respekt all Jenen, die jetzt im Oktober den GR-20 mit dem Gepäck auf dem Rücken gehen! (Denn seit 3. Okt sind die Refugios zu und das heisst Zelt & Essen einpacken)

Gestartet habe ich meine Tour an der Liftstation Haut-Asco im Norden des Mount Cinto. Hier ist ebenfalls ein Refugio für die Wanderer, die bspw. den GR-20 wandern. Der Aufstieg folgt dem Wegeverlauf des GR-20.

Ich starte an meinem Hotel südlich von Corte um 04.30 Uhr und fahre ca.: 1 Std nach Haut-Asco. Hier kann ich kostenlos (auch Wohnmobile) parken. Es ist noch dunkel und ich mache noch ein kurzes Nickerchen im Auto. Dann hellt sich der Himmel auf, die ersten GR-20 Wanderer starten und auch ich mache mich fertig. 3 L. Wasser, etwas zu Essen, Sonnencreme, ein bisschen Mückenschutz – Go!

Erst geht es über einen kleinen Pfad nach oben in einen Tal, in der auch die Strasse hochführt. Dann wird der Weg steiniger, bis man über Wasserläufe und grosse Steine gehen muss. Nun schaue ich in ein tiefes Tal, in dem ich scheinbar hochkraxeln muss. Ich überquere eine Brücke und fange hier bereits an ein wenig zu klettern. Wenig später komme ich auch an die erste Eisenkette, die mir den Aufstieg erleichtert. Vor mir zwängen sich 2 GR-20 Wanderinnen an der Kette hoch und scheitern fast an Ihren Kräften.

Ich überhole und biete meine Hilfe an, aber die Zwei lehnen ab und ich ziehe weiter. Nun ich habe gefühlt 5 KG auf dem Rücken, deren Backpacks sehen nach 14 – 17 KG aus Weiter gehe es bergauf, ich muss mich sehr darauf konzentrieren, den Weg zu finden und sehe nun in der Ferne auch schon die Frühaufsteher, die mir eine wenig die Richtung zeigen.

Hoch geht es über Klettenpartien, steil steil steil, dann wieder ein wenig Fels- und Steiger Pfad. Immer mit höchster Konzentration und mit dem Fokus nach oben. Dann. wendet sich der Untergrund und es wird sandig gemischt mit Steinen, welch ein Horror denke ich, denn es geht in Serpentinen steil bergauf und jeder 3te Tritt rutscht durch.

Das kostet Kraft und mittlerweile schliessen weitere Wanderer auf und überholen mich.

So geht dies nun Stunde um Stunde, bis ich zwischen 2 Sand-Geröllfeldern wieder einmal Fuss fasse und ein wenig gerade wandere. Ansonsten würde ich es kraxeln nennen. Mittig in der 2ten grossen Sand-Geröllpassage, die nochmal steiler ist, treffe ich GR-20 Wanderer, die von oben kommen, sie geben mir Hoffnung, dass es nicht mehr so weit ist. Und tatsächlich – nach 45 min bin ich dann wirklich oben. Aber noch nicht an meinem Ziel.

Hier oben zweigt der GR-20 nach rechts ab, um über den Lac Cinto zum Refugio zu kommen. Ich mache Rast, geniesse den Wind und die Aussicht und weiss noch nicht was mir noch alles bevorsteht. Ich machen langsam, hätte aber im Nachhinein schneller machen sollen 🙂

Zwischen Lac Cinto und Monte Cinto Gipfel am Bocca

Nach einer kleinen Stärkung geht es weiter, ich verabschiede mich von den GR-20 Wanderern und gehe auf einem kleinen Pfad nach Süd-Osten um den Gipfel des Monte Cinto zu finden. Leider geht es erst einmal runter, der Weg ist mega schwer ausgeschildert. Ich helfe mir mit Kommot und meiner Garmin tactix, ein Glück ist hier oben Empfang.

Nach langem Suchen finde ich die rote Markierung und die Steinmännchen und folge dem Weg, bis es kletternd (ohne Seil) über eine Scharte geht, danach geht es runter über riesige Felsbrocken, an denen ich mit meinem Gleichgewicht manchmal fast scheitere. Ein Zweimal wäre ich fast in eine Spalte gefallen, konnte mich aber vorher noch sichern.

Dann hüpfe ich über die Brocken, verliere die Orientierung und den Weg. ‚So ein Scheiss‘, denke ich mir und gehe zum letzten Punkt der Markierung zurück. Ich suche und finde schliesslich die richtige Markierung …

Weiter gehts abwärts, später wieder auf allen 4en aufwärts. Es geht nochmal steiler und steiler nach oben. Dummerweise keine Menschenseele hier oben, d.h. auch wenig Orientierung für mich und bei Gefahr auch keinen BackUp 😦
aber ‚ich schaffe das‘ sage ich mir immer wieder. Ich kehre nicht um – das wäre doch gelacht …

Dann nach einer weiteren guten 1/2 Stunde der Gipfel in sichtbarer Nähe, aber noch lange nicht dort. Nun weiss ich aber wo ich hin muss, finde die Markierungen besser und habe gelernt, erst Markierung suchen, sehen, dann laufen … es klappt. Ich gehe zwar langsamer aber zielgerichteter und finde den richtigen Weg. Hier oben sind einige Markierungen, die es einem etwas schwer zu Navigieren lassen.

Vor dem Gipfel kommen mir dann die ersten erfolgreichen Besteiger entgegen, ich schaffe es auf den Gipfel und bin überglücklich, ausgepowert, ein wenig verschreckt von der letzten 1/2 Stunde, denn so hatte ich es nicht geplant … dennoch GLÜCKLICH !

Auf dem Gipfel auf 2.707m

Gipfelblick Monte Cinto

Noch weiss ich aber nicht, was mich bei Abstieg erwartet, denn der Weg zurück ist bis zum letzten Rastpunkt, an dem der GR-20 abbiegt ist noch sehr beschwerlich.
Teilweise auf dem Hosenboden steige ich vom Monte Cinto ab. Nicht sehr stilvoll, aber egal. Ich finde gut meinen Rückweg, denn ich habe den Dreh nun raus.

Am Rastpunkt angekommen, trinke ich noch etwas und bereits mich auf den entspannten Abstieg vor .- denke ich – weit gefehlt. Ich geniesse die Aussicht – so sieht sie aus:

Ausblick vom Bocca unterhalb des Gipfels

Dann trete ich den Rückweg an ….
Es ist kräftezehrend und echt anstrengend. Ein Glück begleitet mich eine junges französische Paar, das auf mich achtet und auch nach einigen Stüzen von Ihnen und mir fragt, ob jemand unten auf mich wartet.

Ich verneine und gebe zu verstehen, dass ich ok bin und nur langsam mache … bei dem Blick auf die Uhr jedoch, denke ich mir. Jetzt aber voran Carsten. Es wird bestimmt bald schattig hier oben.

Ich lasse mich von mir selbst nicht aus der Ruhe bringen – Savety first – was hier oben soviel wie – Krieche auf allen Vieren wie eine Schnecke- bedeutet.

Ich bin platt, fertig, kann nicht mehr. Mein Akku ist langsam wirkllich leer, aber genau jetzt brauche ich die Konzentration. Diverse Male knicke ich weg, rutsche aus und lande auf dem Hosenboden. Ein Glück schlage ich nicht mit dem Kopf auf – das wäre in der jetzigen Situation verheerend.

Dann kommen mir weitere GR-20 Wanderer entgegen. Respekt denke ich, dass ist mal ein Spätstarter. Ob er weiss was er noch vor sich hat …

Meine Füsse schmerzen, Blasen bilden sich, meine Beine sind müde, die Waden drücken. Scheisse denke ich, was hast Du Dr hier eigentlich angetan. Musst Du Dir das immer wieder selbst beweisen? Schalte Dein Hirn ein. Solche Touren macht man nicht alleine … Trotzdem gehe ich weiter, versuche die Schmerzen zu unterdrücken, spare nun Wasser (1/2 Liter habe ich noch), dann das 2te Geröllfeld, langsam aber sicher durchquere ich es, dann die Kletterpassagen.

Ich fluche, weil ich keine Kraft mehr habe um mich rückwärts am Fels und den Eisenketten abzuseilen. Finde aber trotzdem immer noch gut halt und kann teilweise ohne Kette besser runtergehen. Aber was wäre wenn .. ich will nicht dran denken – bin aktuell im Funktioniermodus …

Hört der Rückweg denn niemals auf ? ich erreiche die Stahlkette, dann die nächste und schliesslich die vom Aufstieg aus gesehene erste Stahlkette. Es ist bereits schattig, aber noch ausreichend hell, es ist noch vor 18 Uhr. Alles gut, denke ich – das packste … Dann die Brücke. Meine Uhr sagt mir noch eine 3/4 Stunde – whaaaat? In der Tat zieht sich der weitere Abstieg dann noch echt lange und als ich die Strasse höre denke ich mir insgeheim ‚Boah, überlebt‘

Mein Fazit: Keine Besteigungen dieser Art mehr allein, keine Klettersteige mehr alleine … !!!

Aber glücklich bin ich trotzdem, denn ich habe den Monte Cinto bestiegen und überlebt … 🙂

Den Link zur Tour findet Ihr 👉🏻 hier

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Ein Gedanke zu “Besteigung des Monte Cinto (Korsika)

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